Mögliche Komplikationen tauchen ab und zu aufgrund von kurzzeitigen Erinnerungsmomenten im Bewusstsein auf. Wir nennen das Flashbacks. Auch nicht-bewusste Auslöser können dazu führen: Die sogenannten Trigger, bei denen die Zusammenhänge mit dem traumatischen Erlebnis auf den ersten Blick nicht immer zu erkennen sind. Das können z.B. ein Duft, ein Geräusch, ein Lichtstrahl, ein Wort, eine Bewegung, ein Mensch sein.
Fatale Folgen hat meistens eine unprofessionelle Behandlung oder eine unpassende Therapie. Diese führen nämlich oft zu einer Re-Traumatisierung – das Schlimmste, was passieren kann. Denn dadurch können sich sämtliche körperlichen und psychischen Symptome des Traumas noch einmal drastisch verstärken.
Ein Trauma beim Pferd behandeln
Was sollte getan werden, wenn wir den Verdacht schöpfen, dass ein Pferd traumatisiert ist? Das Allerwichtigste ist, das betroffene Lebewesen zu stabilisieren! Dazu sollte ein professioneller Therapeut konsultiert werden, der bereits Erfahrungen mit traumatisierten Pferden sammeln durfte und diese erfolgreich behandelt hat. Psyche und Körper werden durch naturheilkundliche Verfahren gefestigt. Die Impulse im Gehirn werden neu kodiert und die Körpertherapie steht ebenso im Vordergrund wie das Vertrauen zwischen dem traumatisierten Pferd und seinem Therapeuten.
Es gibt verschiedene Wege zum Ziel: Manche lassen das Pferd schrittweise in seinem Tempo und ohne Druck die vorher gemiedenen Bewegungsabläufe nun kontrolliert ausführen. Dabei muss immer dafür gesorgt werden, dass das Pferd die Möglichkeit bekommt, aus der Situation zu fliehen. Andere legen das Hauptaugenmerk auf die bilaterale Stimulation. Dabei werden die Emotionen von der Erinnerung abgetrennt, so dass parallel eine emotionale Abgrenzung stattfindet. Pferde können während der Behandlung diverse Verhaltensmuster von Lethargie bis hin zum Ausrasten zeigen. Darauf sollten wir stets gefasst sein, um diese extremen Situationen fachlich handhaben zu können. Egal für welchen Weg wir uns entschieden haben, eines ist klar: Wir sollten jede Menge Zeit, Know-how, Geduld, positive Gedanken, Verständnis und Selbstreflexion einplanen.
Traumatherapie für Pferd und Mensch
Ist gleichzeitig eine Bezugsperson (Besitzer, Pflegeperson oder Reiter) des traumatisierten Pferds betroffen, wäre es mehr als sinnvoll, sie bei der Traumatherapie miteinzubeziehen. Ein Beispiel: Nehmen wir an, dass der Halter mit seinem Pferd im Gelände bei Dämmerung ausreitet. Plötzlich biegt ein hupender, beleuchteter großer Traktor mit ziemlich hoher Geschwindigkeit um die Ecke. Das in Panik geratene Pferd scheut, steigt, verliert das Gleichgewicht und überschlägt sich gemeinsam mit dem Reiter. Wie Sie sich sicher sehr gut vorstellen können, haben wir es bei einem solch schrecklichen Unfall mit zahlreichen Faktoren zu tun, die zu einem späteren Zeitpunkt ein Trauma immer wieder neu aufflackern lassen können – der Ort des Geschehens, das Fahrzeug, das Licht, die hupenden Geräusche, die Schmerzen, evtl. die Schreie des Reiters sowie jede Kombination der gesehenen, gehörten oder gefühlten Kulissen.
Strategisch sollte die Behandlung Schritt für Schritt ohne jegliche Überforderung aufgebaut werden. Möglicherweise wäre es von Vorteil, am Anfang den Reiter separat vom Pferd zu therapieren, so dass jeder für sich in eigenem Tempo einen gesunden Zugang zu sich selbst wiederfindet. Erst wenn beide innerlich gefestigt sind, ist der richtige Zeitpunkt, die nächste Entwicklungsphase gemeinsam als Team zu absolvieren. Und zwar behutsam, vertrauensvoll und wohlfühlend.
Naturheilkunde in der Trauma-Behandlung
Homöopathie wirkt wunderbar auf dem Gebiet Traumatologie, auch bei Pferden. Dabei wäre es empfehlenswert, sich an einen qualifizierten Homöopathen zu wenden, der ein passendes Mittel zu der individuellen Symptomatik nach dem Ähnlichkeitsprinzip heraussucht. Als Beispiel könnten wir anhand der Symptome Unruhe mit Herzklopfen, aufgerissene ängstliche Augen, Besserung bei frischer Luft und Ablenkung nach einem Schock mit Todesangst Aconitum verabreichen.
Bachblüten wirken auf seelische Disharmonie ausgleichend als positive Gegenpole. In der Bachblütentherapie werden 38 grundlegende Gemütsverfassungen genannt, die das Lebewesen aus seinem Gleichgewicht bringen. Jedem dieser 38 Zustände entspricht eine Essenz. Wenn man Schreckliches erlebt hat und panisch wurde, würde die Einnahme von Bachblüte Rock Rose die Entwicklung von Mut unterstützen.
Bei APM (Akupunkt-Massage nach Penzel) handelt es sich um eine sanfte, ganzheitliche, schmerzfreie und unblutige Therapie. Nach dem Motto: „Krankheit ist eine Störung des Energieflusses“ spielen hier die Meridiane mit Wurzeln in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Hauptrolle. Das Ziel ist, den Leere/Fülle-Zustand auszugleichen, damit die Energie wieder ungestört fließen kann. Falls Narben vorhanden sind, werden sie entstört, da sie gerne für Blockaden sorgen. Oft wird hier ergänzend mit Farbtherapie gearbeitet. TCM geht mit Nadeln an das Thema, um noch eine tiefere Wirkung zu erreichen.
Im gleichen Boot sitzen natürlich die Physiotherapeuten sowie Osteopathen, um die Blockaden physisch zu lösen und dem Tier mehr Stabilität zu geben.
Für die spirituellen Menschen wäre die Tierkommunikation noch eine Wahl, bei der eine telepathische, non-verbale Verbindung zwischen Tier und Mensch dank des sechsten Sinns entsteht.
Traumatisierten Pferden helfen: Tipps für Pferdebesitzer
Hauptziel der Traumatherapie ist es, die Energie im Körper fließen zu lassen und die Blockaden aufzulösen. Wie kann der Besitzer sein Pferd dabei unterstützen? In erster Linie wäre es wichtig, für eine sichere und pferdegerechte Haltung zu sorgen, bei der sich das Pferd rundum wohlfühlt.
Das bedeutet: Ein Leben in einer harmonierenden Herde zu führen, die ganzjährig draußen genügend Auslauf hat, denn ausreichende Bewegung ist bei traumatisierten Pferden für den Heilungsprozess zuständig und entscheidend. Der nächste, enorm hilfreiche Punkt wäre, für eine einwandfreie, vertrauensvolle Bindung zwischen Halter und Pferd zu sorgen. Im gleichen Zuge sollte natürlich auch die Beziehung zu allen betreuenden Personen, wie z.B. Stallbesitzer, Trainer, Huforthopäde/Schmied und Therapeut, überprüft werden. Alle Menschen, Orte oder Situationen, die dem Pferd Stress verursachen und ihm Angst einjagen, sind zu meiden.
Aktiv können gerne alle Dinge unternommen werden, die das Pferd mag: Gemeinsam entspannt und liebevoll Zeit verbringen, die Lieblingsstellen kraulen, Ganz- oder Teilkörpermassage kombiniert mit Atemübungen, TTouch anwenden, gesundes und schmackhaftes Futter zubereiten, Post-Trauma Stabilizer sprühen, eine Blütenessenz, die Körper und Seele verbindet und dem Pferd die Option gibt, sich von Schock und Trauma zu erholen, und vieles mehr.