Verlauf & Prognose von Hufrehe
Die Hufrehe bezeichnet eine extrem schmerzhafte, nicht infektiöse Entzündung der Huflederhaut, der Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornkapsel. In den meisten Fällen sind beide Vorderbeine betroffen, es können aber auch in seltenen Fällen die Hintergliedmaßen oder alle vier Hufe erkrankt sein. Die akute Hufrehe ist ein Notfall und bedarf der sofortigen Behandlung. In Extremfällen kann es zum Hufbeindurchbruch durch die Hufsohle oder gar zum Ausschuhen kommen.
Eine chronische Hufrehe entsteht sehr schnell
Entscheidend ist, beim Krankheitsausbruch alle notwendigen Maßnahmen innerhalb der ersten 12 Stunden einzuleiten, um möglichst eine Hufbeinrotation zu verhindern. Sobald es bereits zu einer Rotation oder Absenkung des Hufbeins gekommen ist, spricht man von einer chronischen Hufrehe.
Welche Pferde sind anfällig?
Besonders anfällig für eine Hufrehe sind die sogenannten Robustrassen wie Haflinger und Tinker, aber auch Ponys. Gefährdet sind auch zu dicke Pferde, die gleichzeitig zu wenig Bewegung haben, sowie Cushing-Patienten. Treffen kann es jedoch jedes Pferd, da weniger die Rasse eine Rolle spielt als vielmehr Fütterungs- oder Haltungsfehler des Besitzers.
Die verschiedenen Ursachen der Hufrehe haben gemeinsam, dass es durch die Entzündung zu einer lokalen Durchblutungsstörung mit Austritt von Gewebsflüssigkeit aus den Blutgefäßen der Lederhautblättchen kommt. Die daraus folgende Ödembildung (Flüssigkeitsansammlung) mit Schwellung verursacht durch die fehlende Ausdehnungsmöglichkeit im Huf hochgradige Schmerzen. Die Hornkapsel löst sich als Reaktion auf die Entzündung von den zapfenartigen Verbindungen zur Lederhaut, was durch den Zug der tiefen Beugesehne am Hufbein zur Rotation des Hufbeins, evtl. auch zur Hufbeinabsenkung führt. Diese Veränderungen sind im Röntgenbild sichtbar.
Es gibt folgende Arten von Hufrehe:
- Fütterungsrehe
- Belastungsrehe
- Geburtsrehe
- Vergiftungsrehe
- Medikamentenrehe
Fütterungsrehe
Die am weitesten verbreitete Hufrehe unter Pferden ist die Futterrehe – sie wird durch Fehler in der Fütterung verursacht.
Auslöser können sein:
- fette Weiden, zu viel Eiweiß, das nicht gleichlaufend mit dem Verfüttern von der Leber verstoffwechselt werden kann
- zu viele Kohlenhydrate, vor allem in Form von Fruktanen, die bei besonderen Wetterlagen im Gras auftreten (Frost in der Nacht und Sonne bei niedrigen Temperaturen tagsüber)
- gestresstes, stark belastetes Weidegras, das immer kurz abgefressen wird (bildet Phytotoxine = giftige Schutzstoffe der Pflanze)
- giftige Pflanzen im Futter
- ungehinderter Zugang zu Futtermitteln oder der Futterkammer
- kohlenhydratreiche Nahrung verursacht Stoffwechselstörungen mit Freisetzung von Giftstoffen und einer Übersäuerung im ganzen Körper.
Belastungsrehe
Eine Überlastung des Hufes, z.B. nach Ruhigstellung des gegenüberliegenden Beines oder durch langes Laufen auf hartem Boden, kann durch die ausgelöste Störung der Blutzirkulation zu einer Rehe führen.
Geburtsrehe
Durch Verbleiben von Teilen der Nachgeburt in der Gebärmutter kommt es dort zu einer bakteriellen Zersetzung und dadurch zur Aufnahme von giftigen Stoffen in die Blutbahn.
Vergiftungsrehe
Bei Aufnahme von Giftpflanzen können Hufrehefälle entstehen. Gelegentlich sind aber auch Impfungen und Wurmkuren Auslöser einer Vergiftungsrehe, wenn ein massiver Parasitenfall vorlag und große Parasitenmengen gleichzeitig absterben und den Organismus belasten.
Medikamentenrehe
Cortisonpräparate stehen unter besonderem Verdacht, eine Medikamentenrehe auszulösen.
Hufrehe als Begleiterscheinung von Stoffwechselkrankheiten
Krankheiten wie das Equine Cushing Syndrom oder das Equine metabolische Syndom (EMS) lösen häufig Hufreheanfälle aus. Das Cushing Syndrom ist eine häufige Hormonstörung, die meist bei älteren Pferden auftritt. Sie wird ausgelöst durch eine Erkrankung der Hirnanhangdrüse, oft durch einen Tumor in dieser Drüse. Die Krankheit ist chronisch fortschreitend, kann aber in den meisten Fällen gut behandelt und eingestellt werden. Wird Cushing nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, treten als Folge häufig schwerwiegende Erkrankungen wie z.B. Hufrehe auf. Symptome, die auf Cushing hindeuten, sind vermehrtes Schwitzen ohne Belastung, plötzlicher Muskelabbau, Abmagerung, Leistungsschwäche und verändertes, zu langes, dichtes, lockiges Fell oder Probleme beim Fellwechsel. Diese Anzeichen sollten untersucht und abgeklärt werden.
Beim equinen metabolischen Syndrom resultiert meist aus einer übermäßigen Fütterung ein andauernd hoher Insulinspiegel, die sogenannte Insulinresistenz. In der Folge kann der Körper Kohlenhydrate, die er aufnimmt, nicht für ihren ursprünglich vorgesehenen Bedarf in der Muskulatur oder auch im Gehirn verwenden, sondern wandelt alle Kohlenhydrate in Fett um und speichert sie in Fettpolstern, die dann auch beim Pferd sichtbar werden. Durch die im Körper fehlende Glucose entwickelt das Pferd einen Heißhunger und frisst immer noch mehr. Dieser Teufelskreis muss bei der Behandlung durchbrochen werden, weil die Hufrehe ganz schnell als Komplikation auftritt.