Ursachen: Warum haben Pferde Durchfall?
Durchfall kann diverse verschiedene Ursachen haben. Hier stellen wir Ihnen die häufigsten vor.
Fütterungsfehler
Fütterungsfehler führen die Liste der Durchfall-Ursachen mit großem Abstand an. Typisch sind:
- Rohfasermangel in der Ration
- zu große Mengen Kraftfutter
- unzureichend getrockneter Hafer
- plötzliche Futterumstellung
- verdorbenes Futter (Schimmel-, Bakterien- oder Pilzbefall)
- Aufnahme schädlicher Substanzen wie Giftpflanzen, Schwermetalle, Kochsalz, Fremdkörper. Eine Kochsalzvergiftung kommt durch den übermäßigen Verzehr von Salzlecksteinen vor. Bezüglich Fremdkörpern ist vor allem die Sand-Kolik zu erwähnen.
Organische Ursachen
Auch organische Erkrankungen können sich in Form von Durchfall äußern. Einige Beispiele dafür sind:
- Magengeschwür-Syndrom
- chronische Darmentzündung
- Tumor
- Schilddrüsenüberfunktion
- Lebererkrankung
- Nierenerkrankung
- Ferner sind auch Zahnprobleme als möglicher Auslöser zu nennen.
Unverträglichkeit
Magen-Darm-Beschwerden gehören zum möglichen Nebenwirkungsspektrum vieler Medikamente, insbesondere von Antibiotika und entzündungshemmenden Schmerzmitteln. Unverträglichkeitsreaktionen sind aber auch im Zusammenhang mit Futtermitteln möglich.
Krankheitserreger
Diverse Krankheitserreger verschiedenster Art können beim Pferd zu Durchfall führen:
- Bakterien, zum Beispiel E. coli, Salmonellen
- Viren, zum Beispiel Rota-, Corona-, Adenoviren
- Parasiten, zum Beispiel Strongyliden, Bandwürmer
Fohlendurchfall
Die sogenannte neonatale Diarrhoe tritt meist zwischen dem neunten und 15. Lebenstag auf. Vermutlich besteht die Ursache im Aufbau der natürlichen Darmflora. Zu unterscheiden ist dieser auch als „Fohlenrosse-Diarrhoe" bezeichnete Durchfall von einem infektiösen Geschehen. Ein solches ist zu vermuten, wenn das Allgemeinbefinden des Fohlens reduziert ist oder es Fieber hat. Eine notfallmäßige Vorstellung beim Tierarzt ist dann zwingend notwendig!
Klimatische Einflüsse
Wetterumschwünge und Hitzeperioden sind für Pferde nicht nur körperlich anstrengend, sondern können auch zu Verdauungserkrankungen führen. Geeigneten Rückzugsmöglichkeiten je nach Jahreszeit kommt hier eine große Bedeutung zu: im Sommer kühle Schattenplätze, im Winter trockene und zugluftgeschützte Bereiche.
Psychische Belastungen
Stress ist ein häufiger Auslöser für Verdauungsprobleme. Platz- und Bewegungsmangel, Langeweile, Einzelhaltung, Zwangsmaßnahmen und eine unpassende Herdenzusammensetzung sind nur einige Beispiele für typische Stressfaktoren. Auch Transporte, häufige Umzüge und Turniere können für ein Pferd äußerst stressig und beängstigend sein.
Was hilft gegen Durchfall beim Pferd?
In leichten Fällen können verschiedene Hausmittel und eine Ernährung mit Schonkost ausreichen. Bei starkem, wiederkehrendem oder länger anhaltendem Durchfall hingegen muss immer ein Tierarzt hinzugezogen werden.
Bewährte Hausmittel
Bei leichten Symptomen und einem weitestgehend ungestörten Allgemeinbefinden können Sie zunächst versuchen, den Durchfall selbstständig in den Griff zu bekommen:
- Füttern Sie reichlich hochwertiges Heu.
- Streichen Sie Obst, Wurzelgemüse, Kraftfutter sowie junge Gräser und Kräuter vorübergehend vom Speiseplan.
- Aufgekochte Leinsamen kurbeln die Darmmotorik an und dürfen in kleinen Mengen zugefüttert werden.
- Auch Mash kann in Maßen angeboten werden: Die Flüssigkeitsaufnahme wird dadurch gesteigert und es können Elektrolyte beigemischt werden.
- Heilerde und Gesteinsmehle binden im Darm befindliche Toxine und schleusen sie mit dem Kot aus dem Körper.
- Verschiedene Kräuter, zum Beispiel Anis, Kamille, Melisse, Salbei und Scharfgabe, haben eine wohltuende Wirkung auf Magen und Darm, schützen die Schleimhäute und wirken entzündungshemmend.
- Alternativ können Sie auf pflanzenbasierte Präparate wie zum Beispiel Colosan zurückgreifen, die speziell gegen Verdauungsprobleme entwickelt wurden.
- Bieten Sie dem Pferd jederzeit frisches, sauberes Wasser an.
- Bieten Sie zusätzlich Kamille- oder Fencheltee an oder gießen Sie ihn über das Futter.
- Spezielle Prä- und Probiotika unterstützen die natürliche Darmflora. Zu den Präbiotika gehören zum Beispiel darmregulierende Pektine und Inulin, zu den Probiotika Lebendhefe und Bierhefe. Achtung: Bei Aufgasungen sind Hefen nicht geeignet!
- Die Ergänzung von B-Vitaminen hilft, mögliche Mängel infolge der gestörten Verdauungsprozesse auszugleichen.
All diese Maßnahmen sind rein symptomatisch und beheben nicht die Ursache für den Durchfall.
Umstrittene Hausmittel
Die Liste an Hausmitteln, die für Pferde mit Durchfall empfohlen werden, ist schier endlos, doch nicht alle sind tatsächlich geeignet. Beispielsweise ist nicht erwiesen, dass Joghurt sich positiv auf die Darmflora eines Pferdes auswirkt. Im Gegenteil ist die enthaltene Laktose für ausgewachsene Säugetiere unverdaulich und kann bestehende Durchfallsymptome sogar verstärken.
Auch Bananen mögen beim Menschen stopfend wirken; die Darmflora des Pferdes hingegen kann durch den hohen Stärkeanteil zusätzlich durcheinandergeraten.
Kohletabletten binden Toxine und Wasser. Sie können daher ein sehr schnelles Abklingen des Durchfalls bewirken. Allerdings führen sie auch leicht dazu, dass das Krankheitsbild umschlägt und es zu Verstopfungen kommt.
Die gelegentlich empfohlene Fütterung von Seealgen birgt Risiken: Die meisten Arten enthalten sehr große Mengen an Jod, die langfristig zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen können. Eine solche kann unter anderem zu chronischen Durchfällen führen.
Diagnose und Behandlung durch den Tierarzt
Für einen langfristigen Therapieerfolg bei Pferden mit Durchfall ist die Abklärung und gezielte Behandlung der Ursache von großer Bedeutung.
Welche Untersuchungen führt der Tierarzt durch?
An erster Stelle der Diagnostik steht meist eine Kotuntersuchung: Mit Hilfe spezieller Verfahren können Würmer und Wurmeier unter dem Mikroskop nachgewiesen werden. Auch eine bakteriologische Untersuchung ist möglich, um die Darmflora beurteilen und krankmachende Keime nachweisen zu können.
Ein Ultraschall wird meist durchgeführt, wenn der Verdacht auf einen entzündlichen oder tumorösen Prozess besteht. Eine Blutuntersuchung kann bei einem schlechten Allgemeinbefinden, dem Verdacht auf eine organische Erkrankung oder zum Nachweis von Antikörpern angezeigt sein.
Behandlungsmöglichkeiten je nach Ursache
Die Therapie zielt einerseits darauf ab, die Ursache für den Durchfall beim Pferd zu beseitigen. Im Falle einer bakteriellen Infektion kommen Antibiotika zum Einsatz, gegen Darmparasiten vor allem Wurmmittel. Liegt den Beschwerden eine fehlerhafte Fütterung zugrunde, wird der Tierarzt eine Ernährungsberatung durchführen.
Zusätzlich zur Ursache sollten die Beschwerden selbst behandelt werden. Hierzu zählen vor allem Infusionen, um den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen; aber auch Medikamente gegen Bauchschmerzen und zur Regulation der Darmtätigkeit.
Unterstützende Maßnahmen bei Durchfall
Schonkost und der Einsatz verschiedener Hausmittel fördern den Genesungsprozess und verbessern das Befinden des Pferdes (siehe: oben: Was hilft gegen Durchfall?). Darüber hinaus können begleitend zur tierärztlichen Behandlung naturheilkundliche Präparate eingesetzt werden.
Darmsanierung nach Durchfall: Sinnvoll oder nicht?
Nach einer Durchfallerkrankung ist es immer sinnvoll, den Wiederaufbau der Darmflora und das Abklingen von Entzündungsprozessen zu fördern. Die folgenden Futterzusätze haben sich bewährt:
- Prä- und Probiotika
- Schleim- und Quellstoffe (zum Beispiel Leinsamen, Flohsamenschalen)
- darmberuhigende Kräuter (zum Beispiel Kamille, Fenchel, Bockshornklee, Kümmel, Anis)
- Vitamin-B-Komplex
- Ungeeignet sind zum Beispiel EM (effektive Mikroorganismen), Back- und Hefewürfel
Zu einer erfolgreichen Darmsanierung gehört auch, dass das Pferd weiterhin mit Schonkost ernährt wird, bis der Darm sich komplett stabilisiert hat.
Durchfall bei Pferden vorbeugen
Die beste Maßnahme gegen Durchfall beim Pferd besteht darin, ihn gar nicht erst entstehen zu lassen. Die folgenden Ratschläge helfen Ihnen dabei, das Risiko von Verdauungsproblemen auf ein Minimum zu reduzieren.