In der Pferdefütterung wird Lebendhefe (Saccharomyces cerevisiae) als probiotischer Zusatzstoff eingesetzt. Es handelt sich dabei um lebendige, aber nicht mehr vermehrungsfähige Mikroorganismen. Sie überstehen die Passage durch den Magen und entfalten im Dickdarm die gewünschte Wirkung. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Zugabe von Lebendhefen die Verdaulichkeit der Rohfaser (Raufutter) im Dickdarm verbessert. Je gröber die Heu-/Strohstruktur, desto fleißiger müssen die Darmbakterien arbeiten. Die Darmbakterien werden durch die Zugabe von Lebendhefe stabilisiert und die Verdauung damit gefördert.
Präbiotika sind für das Pferd unverdauliche Pflanzenfasern, welche von den Darmbakterien verdaut werden, sozusagen das Futter für die „guten“ Darmbakterien. Die wohlgenährten, guten Darmbakterien können sich fleißig vermehren und die Dysbalance verschiebt sich wieder in Richtung Idealzustand, gesundes Darmmilieu. Bierhefe enthält abgetötete Hefezellen (Präbiotika) und darüber hinaus zahlreiche Vitamine (vor allem B-Vitamine), Mineralien, Spurenelemente und Aminosäuren. Die B-Vitamine fördern die Aktivität der Mikroorganismen im Darm und können dazu beitragen, Bakterien-Ungleichgewichte auszugleichen und eine funktionsfähige Darmtätigkeit wieder herzustellen. Die Zugabe von Bierhefen sollte kurweise und nicht dauerhaft bzw. in großen Mengen erfolgen.
Kräuter für die Darmgesundheit
Zur Aufwertung der Futterration können verdauungsfördernde Komponenten zur Entlastung der Entgiftungsorgane Leber und Nieren beitragen. Die typischen Gewürzkräuter Fenchel, Anis und Kümmel werden klassischerweise bei Magen-Darmproblemen und insbesondere auch bei Blähungen und Koliken eingesetzt. Bei Magengeschwüren kann zusätzlich Süßholzwurzel zur Beruhigung der entzündeten Schleimhäute verabreicht werden. Bitterkräuter (z.B. Wermut, Rosmarin, Beifuss, Engelwurz, Tausendgüldenkraut, Blutwurz, Fieberklee) regen die Produktion der Verdauungssäfte an, fördern also den Gallefluss der Leber und stabilisieren die Darmflora.
Bei schweren Verdauungsproblemen mit Kotwassersymptomatik ist die Darmflora und infolgedessen die gesamte Verdauung erheblich gestört. Adstringierende Gerbstoffkräuter (z.B. Brombeer, Schafgarbe, Oregano, Calendula) tragen dazu bei, die durchlässige Darmschleimhaut abzudichten.
Heilerden (Kieselgur) und Gesteinsmehle (z.B. Bentonit-Montmorillonit, Zeolith) bestehen aus feinem, mineralischen Pulver, das große Mengen Schad-/Giftstoffe, aber auch überschüssige Magensäure und Flüssigkeit im Darm binden kann. Giftstoffe gelangen gar nicht über die Darmwand in den Organismus. Auch Moor und Torf können aufgrund ihrer Absorptions- und Quellfähigkeit bei Kotwasser eingesetzt werden. Die überschüssige Flüssigkeit im Darm wird aufgenommen und gebunden. Diese Anwendung sollte kurweise erfolgen (z.B. bei einer Belastung mit Giftpflanzen).
Wer seinem Pferd mit einem warmen Mash etwas Gutes tun möchte, sollte einige Punkte beachten. Ein klassisches Mash enthält Ölsaaten und Kleien mit einem Schleimstoffgehalt. Diese müssen sinnigerweise mit heißem Wasser übergossen werden. Die Schleimstoffe schützen die entzündete Magen-/Darmwand. Mash quillt auf. Die große Menge an Futterbrei bewirkt eine Dehnung der Darmwand und regt so die Verdauung bzw. Magen-/Darmperistaltik (Eigenbewegung des Darms) an.
Vorsicht ist bei „vorbelasteten“ und stoffwechselempfindlichen Pferden geboten. Der heiße Aufguss erhöht die Verdaulichkeit von Kohlenhydratverbindungen und Stärke. Dies kann sich negativ auf den Blutzuckerspiegel auswirken und in größeren Mengen zu einer veränderten Dickdarmflora führen.
Ölsaaten und Öle (z.B. Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Schwarzkümmelsamen) können zur Aufwertung der Futterration dienen und die hohe Gabe stärkereicher Getreidefütterung entlasten.
Quellstoffe: Leinsamen, Flohsamen und Weizenkleie
Quellstoffe können um ein Mehrfaches ihres Volumens aufquellen. Um Schlundverstopfungen zu vermeiden, ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Leinsamen enthält einen hohen Anteil an Schleimstoffen. Diese binden im Verdauungstrakt größere Mengen Flüssigkeit und überziehen die entzündete Magen-Darmschleimhaut mit einem Schutzfilm.
Leinsamen enthält Verbindungen, welche bei enzymatischem Abbau die giftige Blausäure freisetzen können. Das Aufkochen vor dem Verfüttern des Leinsamens zerstört diese Enzyme.
Weizenkleie kann größere Mengen Wasser binden und den Kot erweichen. Da Weizenkleie recht viel Phosphor enthält, sollte sie, um einem Ungleichgewicht im Calcium-Phosphor-Verhältnis vorzubeugen, nicht allzu lange gefüttert werden.
Flohsamen sind bekannt für ihre schleimbildende und quellende Wirkung. Sie haben eine hohe Wasserbindungskapazität und werden insbesondere bei Sandkoliken eingesetzt.
Gefahrenquelle: Sand und Erde
Abgegraste Weiden und Offenställe bzw. Fressplätze mit sandigem Boden sind insbesondere für solche Pferde „Gift“, die auch noch den letzten Grashalm inhalieren möchten. Neben dem Futter gelangen nämlich teilweise erhebliche Mengen an Sand und Erde in den Pferdedarm. Diese Sedimente lagern sich im Blind- und Dickdarm ab und beeinträchtigen die Darmmotilität. Zudem reizen die Sandkörner die Darmschleimhaut. Die entzündete Darmschleimhaut kann nicht wie vorgesehen Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Vernarbungen führen zu Engstellen. Das Kolikrisiko steigt.
Auch die Mykotherapie erzielt bei der Behandlung von Darmproblemen positive Ergebnisse. Vitalpilze enthalten bioaktive bzw. stoffwechselregulierende Substanzen und sind reich an Spurenelementen und Vitaminen. Hericium wird klassischerweise zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt. Coriolus wird eine lindernde Wirkung bei Entzündungen der Schleimhäute und Polyporus eine immunstärkende Wirkung nachgesagt.
Den Stoffwechsel des Pferdes unterstützen
Magnetfeldtherapie
Die gepulste Magnetfeldtherapie regt die Durchblutung und den Lymphfluss an und sorgt für eine verbesserte Sauerstoffversorgung im Gewebe. Werden die Zellen besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, wirkt sich das unmittelbar positiv auf den Stoffwechsel aus. Heilungsprozesse werden angeregt und beschleunigt. Während der Anwendung „fahren die Pferde runter“ und entspannen.
Die Magnetfeldtherapie wirkt in erster Linie auf den Parasympathikus. Das ist ein Teil des vegetativen Nervensystems, der diejenigen Funktionen steuert, die für Aufbau und Regeneration des Gewebes zuständig sind. Eine dieser Körperfunktionen ist der Verdauungsvorgang. Beim gesunden, entspannten Pferd sind an der Flanke Verdauungsgeräusche hörbar. Die Magnetfeldtherapie kann als begleitende Maßnahme zur Stoffwechseloptimierung und Gesundheitsvorsorge eingesetzt werden. Sie sollte wie jede andere therapeutische Behandlungsmaßnahme durch einen Therapeuten/Tierarzt begleitet werden, sodass der sinnvolle Einsatz gemeinsam erörtert werden kann.
Osteopathie
Die Darmflora beeinflusst das Gemüt, denn der gesamte Verdauungstrakt ist eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden. Stimmung und Darmtätigkeit beeinflussen sich gegenseitig. Pferde mit Verdauungsproblemen sind häufig verspannt und wirken erregt bzw. gestresst. Sie lassen sich ungern gurten oder sind „kitzelig“ in der Bauchregion. Dauerhafte Bauchschmerzen führen zu Verspannungen. Ungeübte Reiter oder ein unpassender Sattel können die Situation verschärfen. Es kommt gar nicht so selten vor, dass Pferde Blockaden an weiter entfernten Körperstellen aufweisen, die nicht beim ersten Anblick auf Verdauungsprobleme zurückzuführen sind. Im umgekehrten Fall kann auch ein unpassender Sattel zu Verspannungen führen, die wiederum Verdauungsprobleme provozieren. Physiotherapeutische und osteopathische Maßnahmen können die Behandlung von Darmproblemen bei Pferden sinnvoll unterstützen.
Fazit: Darmprobleme beim Pferd
Pferde sind Dauerfresser. In ihrem Magen wird fortwährend Magensäure produziert, die nur durch den Speichel neutralisiert werden kann. Die Speichelproduktion erfordert ein vorheriges Kauen. Steht das Pferd länger als vier Stunden „auf dem Trockenen“, greift die permanent produzierte Magensäure die Magenschleimhaut an.
Lange Fresspausen wirken sich auch negativ auf die Darmflora aus: Die Zahl und Aktivität der „guten Darmbakterien“ nimmt bei großen Fütterungspausen ab, da den Mikroorganismen im Dickdarm das Nährstoffangebot fehlt. Die Folgen kennen wir alle: Magengeschwüre, Verdauungsprobleme, Koliken. Zudem treten Verhaltensauffälligkeiten wie Koppen oder Weben auf.
Um Verdauungsprobleme und Verhaltensstörungen zu vermeiden, sollte das Augenmerk auf ausreichenden Weidegang, Haltungssysteme mit ausreichendem Auslauf und Sozialkontakt liegen. Zusätzlich muss immer genügend Raufutter (Heu, Stroh) und frisches Wasser zur Verfügung stehen. Der Grundstein für die optimale Verwertung des Futters und die Produktion lebenswichtiger Vitamine (v.a. B-Vitamine) ist gesetzt. Die Optimierung der Energie- und Nährstoffversorgung verbessert die Widerstandsfähigkeit des gesamten Organismus, denn nur ein gesundes Pferd kann seine optimale Leistungsfähigkeit entfalten.