Ursachen: Warum hustet mein Pferd?
Der körperliche Schutzreflex Husten hat die Aufgabe, die Atemwege möglichst schnell wieder von eingedrungenen Stoffen und Fremdorganismen zu befreien. Dies beinhaltet spontane Reaktionen auf gasförmige Stoffe wie Abgase, Dämpfe, ammoniakhaltige Luft, Feinstaubpartikel wie Pollen, Pilzsporen, Staub und krankheitsauslösende Stoffe wie Bakterien, Viren und Pilze.
Bei länger andauernder Disposition durch äußere Umstände oder ein geschwächtes Immunsystem kommt es zu Husteninfektionen. Die Schleimhaut der Atemwege produziert vermehrt Schleimstoffe, um, zusammen mit dem aus sehr beweglichen Schleimhautstäbchen bestehenden Flimmerepithel abgestorbene Zellen und Keime wie auf einem Förderband abzutransportieren. Dies alles sind völlig normale Reaktionen, die im Krankheitsfall lediglich unterstützt werden müssen.
Bei Komplikationen, Dauerbelastungen durch ungünstige Haltungs- und Nutzungsbedingungen sowie Kombinationen mit anderen Krankheitszuständen und Schwächen kommt es zu chronischen Hustenproblemen bis hin zur COPD (chronisch obstruktive Atemwegserkrankung), was einem Asthma entspricht und auch als Dämpfigkeit bekannt ist. Das alles kann sich durch entstehende Allergien, zum Beispiel auf Heu, Stroh, Gräser, Pollen, Getreide, Pilzsporen etc. massiv verkomplizieren.
Verschiedene Arten von Husten & ihre Symptome
Um welche Art von Pferdehusten handelt es sich? Konsistenz und Farbe des Auswurfs bzw. des Nasenausflusses geben erste und wichtige Hinweise.
Begleitende Symptome des Hustens können sein:
- (hohes) Fieber
- (stark) eingeschränktes Allgemeinbefinden
- Auswurf
- geschwollene und druckschmerzhafte Lymphknoten im Kopf-/Halsbereich
Bei akutem Husten mit weiteren Symptomen ist umgehend ein Tierarzt oder Tierheilpraktiker zu verständigen!
Husten nach dem Fressen oder Trinken
Hustet das Pferd nach der Nahrungs- oder Wasseraufnahme, deutet dies auf ein Problem in Form von Entzündungen im Kehlkopfbereich hin. Hier kann der Therapeut einen Hustenreiz durch Druck auf den Kehlkopf auslösen.
Allergisch bedingter Husten
Pollen-, Gräser- und Heuallergien treten bei Pferden häufig auf. Hustet Ihr Pferd immer zu bestimmten Blütezeiten, bei der Heu- oder Getreideernte, bei der Fütterung von Heu oder Stroh, liegt der Verdacht auf eine Allergie nahe. Aber auch mit Schimmelpilzen belastetes Raufutter kann Allergien auslösen. Allergien entstehen durch ein mit vielerlei Reizen überfordertes Immunsystem. Die eingeatmeten allergieauslösenden Stoffe werden vom Körper fälschlicherweise als schädliche Eindringlinge eingestuft und er versucht nun, diese "Eindringlinge" schnellstmöglich wieder über die Atemwege loszuwerden.
Symptome:
- Husten
- milchig trüber Nasenausfluss
- Atemnot, Nasenflügelatmung
- Krampfatmung mit Bauchpresse
Viral bedingter Husten
Ursache einer Virusinfektion der Atemwege sind meistens Influenza- oder Herpesviren. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 1-5 Tage. Diese Viren sind hoch ansteckend, achten Sie deshalb streng auf Hygiene.
Symptome:
- schnell ansteigendes Fieber (39 - 41 Grad)
- trockener, unproduktiver (ohne Auswurf), bellender Husten
- milchig trüber Nasenausfluss
- stark eingeschränktes Allgemeinbefinden
- dadurch evtl. Futter- und Wasserverweigerung oder Einschränkung der Aufnahme (Vorsicht Kolikgefahr!)
- erniedrigte Leukozytenzahl im Blut
Bakteriell-infektiöser Husten
Ursache hierfür sind Bakterien, häufig Streptokokken oder Staphylokokken. Es handelt sich meistens um eine Folgeinfektion nach Virusinfektionen oder durch vorangegangene Schleimhautreizungen durch Staub, Allergene oder Pilze.
Symptome:
- Fieber
- Husten mit Auswurf
- eitriger, gelber, gelb-grüner Nasenausfluss
- stark eingeschränktes Allgemeinbefinden
- erhöhte Leukozytenzahl im Blut
Pilzinfektion der Atemwege
Ursache sind verschiedene Arten von Schimmelpilzen, die hauptsächlich durch minderwertiges, mehr oder weniger sichtbar verschimmeltes Raufutter aufgenommen werden.
Symptome:
- Husten
- eitriger, gelber Nasenausfluss
Lungenwurmerkrankung
Pferde, die direkten Kontakt mit Eseln oder Maultieren haben, können sich mit Lungenwürmern infizieren. Eine durch Lungenwürmer geschädigte Lunge ist für bakterielle und virale Infektionen anfälliger, im schlimmsten Fall kann hieraus eine Lungenentzündung entstehen. Die Lungenwurmerkrankung verläuft beim Pferd in der Regel schwerwiegender als beim Esel.
Symptome:
- Husten
- grauweiß/gelbliches Sekret
- massive Erhöhung der eosinophilen Granulozyten im Blutbild
Chronische Bronchitis
Pferde mit akutem Husten (hierbei spielt es keine Rolle ob Viren, Bakterien, etc. Auslöser waren) laufen Gefahr, chronisch zu erkranken. Chronischer Husten liegt bereits vor, wenn er länger als sechs Wochen andauert.
Wichtig ist:
- schon in der Akutphase optimal zu behandeln
- Haltungs- und Fütterungsbedingungen zu optimieren
- Ursachenforschung zu betreiben
- das Immunsystem zu unterstützen
Symptome:
- wenig weißer Nasenausfluss
- vereinzelter Husten bei Beginn des Reitens
- Leistungsabfall
COPD/RAO
Bei COPD und RAO handelt es sich um eine chronisch entzündliche, bzw. wiederkehrende, krampfhafte Bronchitis. COPD bedeutet „Chronic obstructive pulmonary disease“, und weist darauf hin, dass die Lunge chronisch durch zähen Schleim bei verkrampften Atemwegen verlegt oder verstopft ist. RAO bedeutet „Recurrent Airway Obstruction“ und meint die wiederkehrenden Atemwegseinengungen durch Krämpfe und zähen Schleim.
Die COPD ist gemeinhin auch als Asthma oder Dämpfigkeit bekannt. In diesem Fall liegt bereits eine bronchiale Hyperreagibilität vor. Dies bedeutet, dass die Bronchien auf Reize überempfindlich und mit heftigen Abwehrreaktionen in Form von Verengung und Produktion von zähem Schleim reagieren.
Symptome:
- krampfartige Verengung der Atemwege
- erschwerte Atmung, Atemnot, Nasenflügelatmung
- Schleimhäute können massiv anschwellen
- übermäßig zäher Schleim
- Leistungsdefizit
- erhöhte Atemfrequenz
- Kreislaufbelastung
- Bauchmuskulatur wird bei der Ausatmung zur Unterstützung genommen
Bei Pferden mit COPD/RAO dürfen schleim- und krampflösende Mittel nicht fehlen. Hierzu eignen sich schleimlösende Hustensäfte, Mukolytika, die Schleim verflüssigen oder Sekretolytika, die mehr Flüssigkeit in der Lunge produzieren, um diese mit dem Schleim abzutransportieren, und Bronchospasmolytika – das sind krampflösende Mittel, welche die Atemwege wieder erweitern. Dabei gibt es auch eine Reihe homöopathischer Mittel, die je nach Befund eingesetzt werden können. Zudem ist es wichtig, dass das Pferd ohne Belastung an der frischen Luft bewegt wird, und ausreichend trinkt, damit sich der Schleim auch lösen kann.
Im fortgeschrittenen Stadium der COPD kommt es zu einer Lungenüberblähung, dem sog. Lungenemphysem. Dies bedeutet, dass die Lungenbläschen, die für den Sauerstoffaustausch zuständig sind (die Alveolen) teilweise überdehnt und zerstört werden. Die Ausatmung wird erschwert, da die innere Oberfläche der Lungenbläschen erheblich verkleinert wird. Der Ausatmungsvorgang wird durch das deutlich sichtbare Zusammenpressen der Bauchmuskulatur unterstützt.