In vielen Fällen spielt eine Virusinfektion eine Schlüsselrolle. Auch beim Menschen kennt man die Auswirkungen von Viren auf verschiedene Nervenbahnen, zum Beispiel bei Gürtelrose. Diese wird durch einen Herpes-Virus verursacht und löst starke Schmerzen, Brennen, Stechen, einen durchschießenden Schmerz oder Juckreiz aus. So ähnlich kann man sich die Situation an den Gesichtsnerven von Headshaking-Pferden vorstellen. Hier verschlimmern sich oftmals die Symptome durch Wärme – unter anderem zu Beginn der Bewegung, wenn das Pferd langsam „warm“ wird, und bei starker Sonneneinstrahlung.
Auch eine vorangegangene Borreliose wird als Ursache des Headshaking beim Pferd diskutiert. Borrelien können Nerven, speziell im Auge, angreifen und entsprechende Schäden verursachen.
Da es also eine ganze Reihe von Ursachen für Headshaking bei Pferden geben kann, müssen zuerst die Auslöser gefunden werden, bevor eine dazu passende, sinnvolle Therapie begonnen werden kann.
Diagnose und Behandlung von Headshaking
Bei der Diagnose gilt das Ausschlussprinzip: Pferdehalter und Tierarzt oder Tierheilpraktiker grenzen zusammen die Ursachen des Phänomens Headshaking ein und identifizieren so im besten Fall den Auslöser. Sinnvoll ist es, sich als erstes leicht abzustellende Faktoren wie unpassende Gebisse und Sättel sowie Trainingsstress vorzunehmen. Ob sensible Pferde auf eine harte Reiterhand oder ein falsches Gebiss mit Headshaking reagieren, lässt sich mit einer gebisslosen Zäumung gut testen. Hier sind die Ursachen demnach beim Reiter zu suchen und auszuräumen.
Veterinärmediziner geben bei Headshaking oft zunächst ein Schmerzmittel. Hört das Pferd anschließend mit dem Kopfschlagen auf, liegen diesem Verhalten sehr wahrscheinlich Schmerzen zugrunde. Deren Quelle gilt es nun zu lokalisieren. Möglich sind z.B. Rückenschmerzen, Wirbelsäulenprobleme oder eine Entzündung, etwa der Nebenhöhlen, Zahnwurzeln, im Kiefergelenk oder im Bereich der Halswirbel. Auch Parasiten wie Ohrmilben oder ein Pilzbefall der Luftsäcke kommen als Auslöser für Headshaking in Frage. Eine tiefergehende Ursachenforschung könnte demnach die Endoskopie von Luftsack, Nebenhöhlen und Nasengängen sowie Szintigraphien umfassen.
Ähnlich gestaltet sich die Sachlage bei einem Verdacht auf eine allergische Reaktion. Verschwindet das Headshaking, nachdem der Tierarzt ein Antiallergikum verabreicht hat, so ist eine Allergie als Ursache für das anhaltende Kopfschütteln sehr wahrscheinlich. Häufig sind Eingrenzung und Bestimmung des Allergens sowie Hypersensibilisierung die nächsten Schritte. In vielen Fällen hat es sich bewährt, für eine gesunde Darmflora zu sorgen und das aus der Bahn geratene Immunsystem durch eine bedarfsgerechte Fütterung, ausreichend Bewegung und stressfreie Haltungsbedingungen wieder zu harmonisieren.
Bei Verdacht auf photic Headshaking kann der Tierarzt den Trigeminusnerv betäuben, dessen Äste vom Stammhirn zu beiden Gesichtshälften bis in die Nüstern ziehen. Bleibt das Kopfschlagen danach aus, liegt die Diagnose Lichtempfindlichkeit auf der Hand. Lichtempfindliche Headshaker sollten vor starkem und zu intensivem Sonnenlicht geschützt werden. Dies kann durch abendliche und nächtliche Weidegänge, durch Ausritte ausschließlich morgens und abends sowie durch Augenmasken, bestehend aus einem Spezialgewebe, oder getönte Kontaktlinsen gut gewährleistet werden. Serotoninhemmer setzen die Empfindlichkeit des Trigeminusnervs herab. Entscheidungen darüber, welches Arzneimittel wie und wann zu verabreichen ist, sollte natürlich immer der Tierarzt fällen.
Bei einer Infektion als Ursache für Headshaking kann das Immunsystem gestärkt werden, um die Heilung zu unterstützen sowie künftige Wieder- oder Neuerkrankungen unwahrscheinlicher zu machen. Hier bietet die Naturheilkunde gute Möglichkeiten.
Kann man Headshaking vorbeugen?
Eine sichere Vorbeugung gegen Headshaking beim Pferd gibt es aufgrund der zahlreichen und teils sehr unterschiedlichen Auslöser nicht. Da dem krankhaften Kopfschütteln aber häufig organische Ursachen wie Allergien, Infektionen oder Schmerzen zugrunde liegen, können pferdegerechte Haltungsbedingungen in vielen Fällen eine sinnvolle Prävention sein, weil sie allgemein die Gesundheit fördern und das Immunsystem stabil erhalten.
Zu einer guten Pferdehaltung gehören vor allem bedarfsgerechtes, einwandfreies Futter und sauberes Wasser, die Versorgung mit allen benötigten Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, regelmäßige Bewegung ohne Überanstrengung, viel Auslauf auf Paddock und Wiese, ein gesundes, reizarmes Stallklima, harmonische Kontakte mit Artgenossen und ein ebenso harmonisches Verhältnis zum Menschen. Auf regelmäßige Parasitenkontrolle sollte Wert gelegt werden. Darüber hinaus hat sich die Unterstützung der Ausscheidungsorgane Leber, Nieren und Darm sowie des Säure-Basen-Gleichgewichtes mit geeigneten Naturstoffen bewährt, um den Organismus rundum vital zu erhalten.
Damit es nicht zu Headshaking durch falsche Reitausrüstung oder Fehlverhalten des Reiters kommt, sollte auch in diesem Bereich größter Wert auf das Wohl des Pferdes gelegt werden.