Bei übergewichtigen Hunden sollte in jedem Fall eine Reduktionsdiät erfolgen, da jedes Gramm zu viel eine unnötige Belastung für die Gelenke darstellt. Außerdem sind verschiedene Nahrungsergänzungsmittel anzuraten, die die Gelenkfunktion unterstützen und entzündungshemmend wirken.
Ein aktiver Lebensstil hilft, ebenso wie Physiotherapie, die Durchblutung betroffener Gelenke zu verbessern und die umgebende Muskulatur zu stärken, wodurch das Gelenk entlastet und stabilisiert wird. Gelenkbelastende Aktivitäten sind jedoch zu vermeiden!
Zu den unterstützenden Maßnahmen im Alltag gehören eine geeignete Einrichtung und der Schutz vor Witterung. Als alternative Therapiemethoden kommen zum Beispiel Elektro-, Kälte- und Wärmetherapie, Blutegel- und Massagebehandlungen infrage.
Wie erkennt man eine Arthrose beim Hund?
Viele Hunde mit Arthrose zeigen erst im fortgeschrittenen Stadium deutliche Anzeichen. Eine gute Beobachtung des Hundes kann helfen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Insbesondere sollten beginnende Anzeichen einer Gelenkerkrankung nicht blindlings dem Alter zugeschrieben, sondern baldmöglichst abgeklärt werden. Je nach betroffenem Gelenk sind folgende Symptome hinweisend auf eine Arthrose:
- Lahmheit: Humpeln, Entlasten einer Gliedmaße, steifer Gang; oft bessern sich die Symptome, nachdem der Hund sich „warmgelaufen" hat.
- unsicherer Gang, Gleichgewichtsprobleme
- Beschwerden beim Aufstehen und Hinlegen
- Bewegungsunlust
- Meiden bestimmter Bewegungsmuster
- Schmerzäußerungen bei bestimmten Bewegungen
- Verschlimmerung der Beschwerden bei nasskalter Witterung
- Bei aktivierter Arthrose: warmes, geschwollenes, schmerzempfindliches Gelenk
Die Symptome sind einzeln oder in Kombination möglich. Sie treten grundsätzlich nicht plötzlich auf, sondern entwickeln sich schleichend. Plötzliche Beschwerden hingegen deuten auf eine akute Verletzung hin!
Ursachen einer Arthrose beim Hund
Die Entwicklung einer Arthrose kann beim Hund auf eine oder mehrere Ursachen zurückzuführen sein. Risikofaktoren sind:
- Übergewicht
- Großwüchsigkeit
- angeborene Skelettfehlstellungen
- Skelettanomalien
- Verletzungen im Gelenkbereich
- belastende Aktivitäten
- hohes Lebensalter
- Entzündungsgeschehen im Körper
Kommen mehrere Risikofaktoren zusammen, ist die Gefahr, an einer Arthrose zu erkranken, für den Hund besonders hoch.
Grob wird zwischen der primären und der sekundären Arthrose unterschieden: Bei einer primären Arthrose kann kein eindeutiger Auslöser bestimmt werden. Dies ist häufig bei einem altersbedingten Verschleiß der Fall. Große, schwere Rassen sind davon besonders häufig betroffen. Dasselbe gilt für Hunde, die bestimmte Skelettanomalien aufweisen; beispielsweise Deutsche Schäferhunde mit einer stark abfallenden Rückenlinie.
Eine sekundäre Arthrose hingegen entsteht infolge einer Grunderkrankung wie Fettleibigkeit oder einer Verletzung. Beispielsweise führt ein Kreuzbandriss zu einer Instabilität des Kniegelenks. Eine angeborene Skelettfehlstellung, zum Beispiel eine Hüft- oder Ellbogendysplasie (HD), kann ebenfalls ursächlich sein. Ferner stellen Entzündungsgeschehen im Körper eine mögliche Ursache dar, da die Entzündungssubstanzen über die Blutbahn in die Gelenke streuen können.
Diagnose der Arthrose
Um die Diagnose Arthrose zu stellen, stehen dem Tierarzt verschiedene Diagnostikmethoden zur Verfügung:
- Lahmheitsuntersuchung
- Röntgenaufnahmen
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Arthroskopie (Gelenkspiegelung)
Zuallererst wird in der Regel eine Lahmheitsuntersuchung durchgeführt. Sie beinhaltet die Betrachtung des Gangbildes sowie das Durchtasten und Bewegen von Gliedmaßen und Wirbelsäule. Auch die Bemuskelung kann dem Tierarzt Hinweise darauf liefern, ob und wo der Hund ein Gelenk entlastet.
Auf die Lahmheitsuntersuchung folgen meist Röntgenaufnahmen: Sie sind eine vergleichsweise einfache Methode, um das knöcherne System zu beurteilen. Röntgendiagnostik ist im Wachzustand durchführbar und ermöglicht die Beurteilung der einzelnen Knochen und ihrer Stellung zueinander, des Gelenkspalts sowie etwaiger Weichteilschwellungen. Da Röntgenaufnahmen zweidimensional sind, müssen sie stets in mindestens zwei verschiedenen Ebenen durchgeführt werden, um einen räumlichen Eindruck zu gewinnen.
CT und MRT sind sogenannte Schnittbildverfahren, die in der Regel nur eine Tierklinik durchführen kann. Sie ermöglichen die Betrachtung eines dreidimensionalen Bildes ohne Überlagerungen. Der Hund erhält dafür eine kurze Narkose. Vor allem im Bereich der Wirbelsäule liefern die beiden Verfahren oft einen großen Mehrwert.
Bei der Arthroskopie führt der Tierarzt durch einen kleinen Schnitt ein Endoskop ins Gelenk des narkotisierten Hundes ein. Die integrierte Kamera ermöglicht die Betrachtung des Gelenks von innen und somit eine erstklassige Beurteilung seines Zustandes. Im Rahmen der Arthroskopie sind auch die Entnahme von Probenmaterial und die Spülung des Gelenks möglich.
Therapie der Arthrose beim Hund
Die Therapie durch den Tierarzt und den Physiotherapeuten können sich gegenseitig ideal ergänzen, wenn sie gut aufeinander abgestimmt sind.
Therapie durch den Tierarzt
Die tierärztliche Therapie einer Arthrose umfasst ein breites Spektrum an Maßnahmen. Möglich sind:
- entzündungshemmende Schmerzmittel
- Cortison
- monoklonale Antikörper
- Gelenkinjektionen
- chirurgische Eingriffe
Sowohl entzündungshemmende Schmerzmittel als auch Cortison können sehr wirksam gegen den Arthroseschmerz sein, jedoch auch zu Nebenwirkungen führen oder aufgrund einer organischen Erkrankung problematisch sein. Sie sollten daher möglichst kurzzeitig und gering dosiert verabreicht werden. Damit dies möglich ist, sind begleitende Therapiemaßnahmen unerlässlich.
Monoklonale Antikörper sind eine relativ neuartige Therapiemethode. Besagte Antikörper binden spezifisch an den sogenannten „Nerve-Growth-Factor“, welcher für den Arthroseschmerz (mit)verantwortlich ist, und deaktivieren ihn. Das Nebenwirkungspotential ist sehr gering. Die Therapie erfolgt über Injektionen in mehrwöchigem Abstand.
Gelenkinjektionen haben häufig eine sehr gute Wirkung mit einem geringen Nebenwirkungspotential, da die verwendete Substanz direkt an Ort und Stelle verbracht wird. Möglich ist die Injektion von Cortison, Schmerzmitteln, Hyaluronsäure, künstlicher Synovia oder Eigenblutpräparaten. Bei der Eigenbluttherapie werden sogenannte Wachstumsfaktoren aus dem Blut isoliert, aufbereitet und anschließend in das Gelenk eingebracht.
Eine Operation ist ein belastender, kostspieliger Eingriff, der eine lange Rehabilitationsphase nach sich zieht. Sie kommt in der Regel nur zum Einsatz, wenn die konservative Therapie nicht zum Erfolg geführt hat. Der Hund benötigt dafür eine Vollnarkose; in den Wochen und Monaten nach dem Eingriff ist intensive Physiotherapie angezeigt.
Ein mögliches Operationsverfahren ist die Gelenkversteifung: Sie nimmt dem Hund zwar die Beweglichkeit in dem entsprechenden Gelenk, aber auch die damit verbundenen Schmerzen, sodass seine Lebensqualität gesteigert wird.
Bei der Denervation werden die Nervenfasern rund ums Gelenk durchtrennt, wodurch keine Schmerzweiterleitung mehr erfolgt. Es handelt sich also um eine symptomatische Behandlungsform. Auch Goldimplantate, die in erster Linie entzündungshemmend wirken, lösen zwar nicht das Grundproblem, lindern jedoch die Beschwerden.
Im Falle eine Hüftarthrose kommt die Femurkopf-Hals-Resektion infrage, bei der der Kopf des Oberschenkelknochens entfernt wird. Nach dieser Maßnahme bildet sich eine bindegewebige Verbindung zwischen Oberschenkel und Becken, die das Gelenk wieder stabilisiert; ohne dass es weiterhin zu einem Aneinanderreiben von Knorpel oder Knochen kommt. Auch der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks ist beim Hund möglich.
Eine Gelenkspülung (Debridement) stellt ebenfalls einen kleinen chirurgischen Eingriff dar, der in Narkose erfolgen muss. Dabei werden Entzündungszellen und Knorpelsplitter entfernt.
Physiotherapie
Bei der Physiotherapie wird das arthrotisch veränderte Gelenk durch wiederholte, schonende Bewegungen mobilisiert. Dies kann passiv durch den Tierphysiotherapeuten oder aktiv durch den Hund selbst erfolgen. Die Durchblutung des Gelenks wird verbessert und die umliegende Muskulatur gestärkt, damit sie das Gelenk stabilisieren und entlasten kann.
Jeder Arthrose-Patient benötigt ein individuelles Programm, welches die Art und den Schweregrad der Erkrankung berücksichtigt. Hierzu wertet der Tierphysiotherapeut die Befunde des Tierarztes aus und verschafft sich außerdem ein eigenes Bild von dem gemeinsamen Patienten. Indem die Hunde spielerisch an die einzelnen Übungen herangeführt werden, sind sie meist mit Freude dabei.
Viele Übungen sind auch zu Hause möglich: entweder in Form von Hausbesuchen durch den Physiotherapeuten oder nach Anleitung durch den Besitzer selbst.
Hunde mit Arthrose unterstützen
Hundebesitzer können auf verschiedenste Weise dazu beitragen, die Beschwerden ihres Tieres zu lindern. Die tierärztliche Therapie wird dadurch maßgeblich unterstützt; mitunter kann die Dosis der Medikamente infolgedessen reduziert werden. Dies sollte vorab natürlich immer mit dem Tierarzt besprochen werden.
Hilfreiches Zusatzfutter
Verschiedene natürliche Nahrungsmittel erfreuen sich in der Arthrose-Therapie einer großen Beliebtheit: Sie wirken entzündungshemmend, stabilisieren die Zusammensetzung der Synovia und unterstützen die Knorpelzellen. Bewährt haben sich unter anderem die folgenden Inhaltsstoffe:
- Glykosaminoglykane, zum Beispiel Hyaluronsäure
- Omega-3-Fettsäuren
- Ingwer und Kurkuma
- Teufelskralle
- Grünlippmuschel
Glykosaminoglykane sind langkettige Aminozuckerverbindungen, die einen Teil der Synovia bilden. Durch die Aufnahme mit der Nahrung sollen sie die natürliche Zusammensetzung der Gelenkflüssigkeit stabilisieren.
Omega-3-Fettsäuren hemmen im Körper die sogenannte Arachidonsäure, welche entzündungsfördernde Eigenschaften besitzt. Sie können daher dabei helfen, akute Arthrose-Schübe zu lindern oder von vornherein zu vermeiden. Auch Ingwer und Kurkuma besitzen entzündungs- und somit schmerzhemmende Eigenschaften.
Zwei beliebte Heilmittel, die mehrere der genannten Inhaltsstoffe enthalten und deren positive Eigenschaften vereinen, sind die Teufelskralle und die Grünlippmuschel. Bei der Teufelskralle handelt es sich um eine Pflanze, bei der Grünlippmuschel um eine Miesmuschelart.
Alternative Heilverfahren
Als weitere begleitende Therapiemaßnahmen werden bei Arthrose unter anderem angeboten:
- Akupunktur
- Blutegel
- Kältebehandlung
- Wärmebehandlung
- Elektrotherapie
- Massagen
Akupunktur, Blutegeltherapien und Behandlungen mit Kälte dienen der Schmerz- und Entzündungshemmung während eines akuten, entzündlichen Arthroseschubs. Wärme- und Elektrobehandlungen sowie Massagen hingegen fördern die Durchblutung und eignen sich dadurch zur Therapie einer kalten Arthrose.
Gelenkschonende Aktivitäten
Hunde mit Arthrose profitieren von schonenden, gleichmäßigen Bewegungsabläufen ohne Stoßbelastungen, plötzliche Stopps oder größeren Kraftaufwand. Dazu gehören zum Beispiel Schwimmen und Spazierengehen, aber auch ein etwas schnelleres Laufen auf weichem Naturboden. Aktivitäten, an die der Hund noch nicht gewöhnt ist, sollten anfangs nur für wenige Minuten ausgeführt und mit der Zeit langsam gesteigert werden.
Vermieden werden sollten insbesondere Sprünge (zum Beispiel aus dem Auto, vom Sofa oder zum Fangen eines Balls), Treppensteigen und ein plötzliches Abbremsen nach einem Sprint.
Unterstützung im Alltag
Ein geeignetes Umfeld ist sehr wichtig, um den Hund mit Arthrose im Alltag zu unterstützen. Dazu gehören:
- ein griffiger, rutschfester Boden
- warme, weiche Liegeplätze; vorzugsweise spezielle orthopädische Hundebetten oder -kissen
- Schlaf-, Liege-, Futter- und Trinkplätze sollten sich auf einer Ebene befinden, um ein Treppensteigen möglichst zu vermeiden.
- Erhöhte Plätze sollten durch Rampen zu erreichen sein, um ein Springen zu vermeiden.
Nasskalte Wetterlagen führen häufig zu einer Verschlimmerung der Beschwerden. Gut sitzende Hundedecken und -mäntel eignen sich, um arthrotisch veränderte Gelenke warm und trocken zu halten. Spaziergänge sollten, soweit möglich, während einer Regen- beziehungsweise Schneepause erfolgen.
Was hilft, um einer Arthrose vorzubeugen?
Für Hundebesitzer, die die Risikofaktoren für die Entwicklung einer Arthrose kennen, ergeben sich die möglichen Vorbeugemaßnahmen weitestgehend von selbst:
- Übergewicht sollte in allen Lebensphasen vermieden werden.
- Bei Welpen und Junghunden großer Rassen ist darauf zu achten, dass ein zu schnelles Wachstum vermieden wird. Es empfiehlt sich die Nutzung einer Wachstumskurve.
- Rassen mit einer Prädisposition (Neigung) zu Gelenkfehlstellungen sollten bereits im jungen Alter daraufhin untersucht werden.
- Gelenkbelastende Aktivitäten und Sportarten („Stop-and-go-Spiele", Dog Frisbee, der Lauf über Hürden, das Springen aus dem Kofferraum und so weiter) sollten insbesondere bei großen, schweren Hunden, bei Hunden mit einer Skelettfehlstellung sowie bei Rassen mit Skelettanomalien vermieden werden.
- Viel und regelmäßige Bewegung sorgt für eine gute Bemuskelung und eine ausgiebige Durchblutung der Gelenke.
- Zeigt der Hund eine Lahmheit, sollte deren Ursache schnellstmöglich abgeklärt werden. Verletzungen müssen frühzeitig und sorgfältig therapiert werden.
All diese Vorbeugemaßnahmen können nicht hundertprozentig verhindern, dass ein Hund im Laufe eines Lebens eine Arthrose entwickelt. Sie senken das Risiko jedoch deutlich und können den Beginn sowie das Voranschreiten einer Gelenkproblematik erheblich hinauszögern.