Pferd dämpfig

Dämpfigkeit beim Pferd

Wenn die Luft zum Atmen fehlt

Inhaltsverzeichnis

    Was ist Dämpfigkeit? Typische Anzeichen erkennen

    Unter "Dämpfigkeit" versteht man das Endstadium einer chronischen Atemwegserkrankung beim Pferd. Die Dämpfigkeit entwickelt sich in der Regel aus einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COB) bzw. COPD. Zusätzlich zu dieser chronischen Atemwegserkrankung, bei der die Atemwege dauerhaft verengt sind und die Lunge häufig verschleimt, zeichnet sich Dämpfigkeit durch ein Lungenemphysem aus – eine irreversible Zerstörung des Lungengewebes. Die kleinsten luftgefüllten Strukturen der Lunge (Lungenbläschen oder Alveolen genannt) sind beschädigt und/oder überdehnt. Da sie für den Austausch zwischen Sauerstoff und Kohlendioxid notwendig sind, schafft das Pferd es nicht mehr, die verbrauchte Luft komplett aus den Lungenbläschen herauszudrücken. Die Atemluft staut sich in der Lunge und es entstehen große, funktionslose Blasen. Ein Lungenemphysem wird daher auch Lungenüberblähung genannt. Weil die verbrauchte Luft nicht komplett ausgeatmet werden kann, sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut. Es kommt zu Energiemangel und Leistungsschwäche, bis hin zur Unreitbarkeit. 

    Ein dämpfiges Pferd ist anhand der charakteristischen Symptome relativ leicht zu erkennen: Die Atmung ist erschwert, mühsam und geräuschvoll. Husten kann auftreten, im Anfangsstadium meist stark und feucht, später trocken und geräuschärmer. Das kann einen Laien fatalerweise vermuten lassen, dass das Leiden wieder abklingt. Dabei ist die Dämpfigkeit auf dem Weg, sich kontinuierlich zu verschlimmern. Das betroffene Pferd hat nämlich zu diesem Zeitpunkt meist schon mit sehr zähen Schleimablagerungen zu kämpfen, die nicht mehr abgehustet werden können.

    Die Atemfrequenz ist bei einem dämpfigen Pferd erhöht, die Nüstern sind dabei häufig gebläht, während Leistung,  Energie und auch Lebensfreude deutlich abnehmen. Betroffene Tiere sind abgeschlagen, haben weniger Bewegungsdrang, manchmal einen verringerten Appetit.
    Ein deutlicher Leistungsabfall ist nicht immer gleich zu Beginn der Erkrankung zu merken, weil das Pferd versucht, die Überlastung der Lunge auszugleichen, indem es verstärkt über den Bauch atmet. Dabei bildet sich die sogenannte Dampfrinne – ein eindeutiges Zeichen für eine Dämpfigkeit. Die Dampfrinne ist eine Einkerbung zwischen den Bauchmuskeln und dem Rippenbogen, also eine unschwer auszumachende Linie oberhalb des Pferdebauchs. Sie entsteht durch die permanente, extreme Beanspruchung der Bauchmuskeln.

    Symptome der Dämpfigkeit beim Pferd

    • Husten (im Anfangsstadium feucht, später trocken)
    • erschwertes, unregelmäßiges Atmen, Atemgeräusche
    • erhöhte Atemfrequenz, geblähte Nüstern
    • Leistungsschwäche, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit
    • Gelegentlich: Nasenausfluss
    • Dampfrinne zwischen Bauchmuskeln und Rippenbogen

    Ursachen: Meist spielt die Haltung die Hauptrolle

    Bei der Entstehung einer Dämpfigkeit kommen in aller Regel zwei Faktoren zusammen: ungünstige Haltungsbedingungen und eine akute, nicht behandelte oder richtig auskurierte Atemwegserkrankung, die chronisch wird. Auch allergische Reaktionen können zur Entwicklung einer irreversiblen Dämpfigkeit beitragen, da die Atemwege hierbei verengt werden (= Obstruktion). Seltener sind Lungenwürmer oder Herzprobleme die Ursache für die Dämpfigkeit.

    Jede Atemwegserkrankung, und sei es "nur" eine Erkältung, sollte vom Pferdehalter ernst genommen werden. Wird das Tier nicht richtig therapiert oder hat es nicht genug Zeit, sich auszukurieren, weil es zu früh wieder belastet wird, kann die Erkrankung chronisch werden. Im schlimmsten Fall kommt es irgendwann zu einer unheilbaren Dämpfigkeit, insbesondere wenn die Haltungsbedingungen sehr belastend sind.

    Viele Pferde werden heute überwiegend drinnen gehalten und können angesichts von Staubpartikeln in Heu, Stroh oder minderwertigen Sandböden in der Reithalle nicht optimal "durchatmen". Futter und Einstreu von schlechter Qualität oder mangelnde Hygiene im Stall können das Risiko für eine chronische Bronchitis drastisch erhöhen, denn Schimmelsporen, Keime, Bakterien, Parasiten und Ammoniakdämpfe reizen Atemwege und Lunge. Darüber hinaus schadet Heu, das mit Keimen oder Schimmel verunreinigt ist, natürlich auch dem Verdauungstrakt und somit dem Immunsystem. Denn 70-80 % aller Abwehrzellen sitzen in der Darmschleimhaut, und auch die Mikroorganismen der Darmflora übernehmen zentrale Aufgaben in der Immunabwehr.

    Das Stallklima ist ein ebenso großer Risikofaktor. In einem schlecht belüfteten Stall, in dem womöglich auch nicht täglich ausgemistet wird, entsteht ein ungesundes, feucht-warmes Klima, in dem die Luft nicht ausreichend zirkuliert und ammoniakbelastet und/oder staubig ist. Das schadet den empfindlichen Atemwegen von Pferden enorm und kann Allergien begünstigen.

    Auch ein unsachgemäßes oder unnötiges Eindecken im Winter sowie fehlende Bewegung an der frischen Luft – gerade in der kalten Jahreszeit – schwächen das Immunsystem des Pferdes und stören die natürliche Wärmeregulation seines Körpers. Die Entstehung von Atemwegserkrankungen wird gefördert.


    Diagnose der Dämpfigkeit beim Pferd

    Besteht der Verdacht auf eine Dämpfigkeit beim Pferd, wird der Tierarzt das betroffene Tier zunächst im Ruhezustand und unter Belastung untersuchen und den Brustbereich abhören und abklopfen. Dabei sollen andere mögliche Ursachen für den Husten und die erschwerte Atmung ausgeschlossen werden. Zur weiteren Diagnostik gehört das Nehmen einer Blutprobe und/oder einer Probe des Bronchialschleims, um Viren oder Bakterien zu finden.
    Sinnvoll können weiterhin sein: eine Lungenspiegelung (Endoskopie) zur Ermittlung des Zustands der Bronchien, Ultraschall, Röntgen sowie eine Blutgasanalyse, um den Sauerstoffgehalt im Blut zu untersuchen.


    Behandlung: Es gilt, die Lebensqualität zu erhalten 

    Die Dämpfigkeit beim Pferd ist irreversibel, denn das zerstörte Lungengewebe kann nicht wiederhergestellt werden. Nach aktuellem Stand der Veterinärmedizin kann die Erkrankung daher nicht geheilt werden. Langzeittherapien dienen dazu, die Symptome zu lindern, den Fortschritt der Krankheit zu verzögern oder aufzuhalten und die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten. Mögliche Maßnahmen sind zum Beispiel die Gabe von schleimlösenden oder bronchienerweiternden Medikamenten, Hustensäften oder Kräutermischungen, Akupunktur, Eigenblut-Therapien oder auch gezielt eingesetzte Cortisonspritzen. Besonders gerne eingesetzt werden Inhalationstherapien, die vielen Pferden Erleichterung verschaffen. Bei einer akuten, bakteriell verursachten Infektion können Antibiotika verabreicht werden.
    Bei der Therapie eines dämpfigen Pferdes sollte immer auch die Optimierung der Haltung und Fütterung im Vordergrund stehen. Denn meist haben die Lebensumstände die Erkrankung überhaupt erst (mit-)ausgelöst. Wenn die Atemwege des Pferdes auch weiterhin durch Staub, Schimmel, mangelnde Frischluft und fehlende Bewegung belastet werden, haben alle weiteren lindernden Behandlungsmaßnahmen nur wenig Erfolg.


    Erkrankte Pferde unterstützen und Dämpfigkeit vorbeugen

    Da eine wenig artgerechte oder sogar belastende Haltung und Fütterung COB und Dämpfigkeit beim Pferd begünstigen, sollten diese Faktoren in der Therapie entsprechend umgestellt und angepasst werden. Alles, was ein hohes Staubaufkommen, ein ungesundes Stallklima und eine Konfrontation mit Krankheitserregern bei gleichzeitiger Schwächung des Immunsystems fördert, sollte vermieden werden. Die unten beschriebenen Punkte dienen nicht nur der Linderung der Symptome, sondern sind zugleich wichtige Maßnahmen, um (chronischen) Atemwegserkrankungen und einer Dämpfigkeit vorzubeugen. Denn bevor ein Pferd ein unheilbares Lungenemphysem entwickelt, hat es meist schon einen langen Leidensweg hinter sich.

    Tipps für gesunde Atemwege

    • Draußen halten: Ihrer Natur gemäß sollten Pferde viel draußen sein, auch und gerade im Winter. Die Haltung auf einer Koppel, in einem Offenstall oder zumindest viel Weidegang gilt als günstig, weil sich dadurch ein belastendes Staubaufkommen gut vermeiden lässt. Denn Heu und Stroh im Stall können leider auch bei guter Qualität stauben.
    • Möglichst staubarme Einstreu: Pferdebesitzer und Stallbetreiber sollten darauf achten, dass keine staubentwickelnde Einstreu verwendet wird. Als staubärmere Alternativen zum Stroh werden zum Beispiel Strohhäcksel, Pellets, Hobelspäne, Leinstroh oder Sand gehandelt. Im Kommen sind auch "Exoten" wie Miscanthus oder Waldboden.
    • Strenge Sauberkeit und Hygiene: Mist und Urin in Stall und Reithalle müssen täglich entsorgt werden, um zu verhindern, dass reizende Ammoniakgase entstehen. Die Stallgasse sollte stets feucht, nicht trocken gekehrt und der Stall nur gereinigt werden, während die Pferde draußen sind.
    • Pferd draußen putzen: Pferde sollten weder in der Box noch in der Stallgasse, sondern draußen geputzt werden, denn dabei fliegen enorm viel Staub, Schmutz und Haare durch die Luft.
    • Feuchter Boden in der Reithalle mindert das Staubaufkommen.
    • Gute Belüftung von Stall und Reithalle: Immens wichtig (auch und vor allem im Winter), um die Keim- und Staubbelastung zu reduzieren und den Pferden ausreichend frische Luft zuzuführen. Dabei aber unbedingt Zugluft vermeiden, denn darauf reagieren die Tiere sehr empfindlich. Das gilt auch für den Transport.
    • Qualitativ hochwertiges Heu vor der Futtergabe gründlich in Wasser einweichen und anschließend ein weiteres Mal abspülen und abtropfen lassen, um Staubpartikel möglichst gut auszuwaschen. Ein einfaches Übergießen, beispielsweise mit einer Gießkanne, ist nicht so effektiv. Damit sich keine gefährlichen Keime in dem feuchten Milieu bilden, sollte Heu jedoch nie auf Vorrat gewässert, sondern direkt verfüttert werden. 
    • Heu heiß bedampfen: Für viele Pferdehalter die bessere Alternative zum Wässern. Im Fachhandel sind spezielle Heubedampfer erhältlich. Bei dieser Variante werden Bakterien, Milben und Schimmelsporen zuverlässig abgetötet und es gehen weniger Nährstoffe verloren.
    • Akute Atemwegsinfekte ernst nehmen: Auch eine vermeintlich harmlose Erkältung sollte immer richtig auskuriert werden, um gefährliche Folgeschäden zu vermeiden. Betroffene Pferde müssen also geschont werden. Bei Atemwegsinfekten sollte generell besser immer der Tierarzt konsultiert werden.  
    • Bewegung an der frischen Luft: Unerlässlich für die Gesundheit jedes Pferdes und zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen. Bewegung erhält das Immunsystem stark, kurbelt den Stoffwechsel an und fördert die Sauerstoffzufuhr und Durchblutung der Lunge. Doch auch, wenn das Tier bereits an COB oder Dämpfigkeit erkrankt ist, sollte es viel draußen sein, um den Selbstreinigungsprozess der Atemwege in Gang zu bringen und das Lungenvolumen möglichst lange zu erhalten. "Boxenruhe" könnte das Problem eher verschlimmern. Die Bewegung sollte selbstverständlich auf den individuellen Gesundheitszustand abgestimmt werden und darf nicht zur zusätzlichen Belastung werden. 
    • Futterergänzungen: Neben einer grundsätzlich gesunden und bedarfsgerechten Fütterung können zusätzlich Präparate zur Abwehrstärkung oder schleimlösende, entkrampfende, entzündungsmindernde Atemkräuter gegeben werden.
    • Inhalieren: Ein Inhalationsgerät kann Pferden mit Atemwegsproblemen Linderung verschaffen und ihre Lebensqualität verbessern.

    Unsere Produktempfehlung: Die GladiatorPLUS Milieufütterung

    Das intelligente Fütterungskonzept für dauerhafte Gesundheit und Lebensfreude

    Der Körper des Pferdes kann sich selbst gesund erhalten, wenn er unbelastet und in seiner normalen Balance ist. Ein wichtiger Baustein dafür ist die richtige Fütterung. Die GladiatorPLUS Milieufütterung liefert wertvolle ernährungsphysiologische Bausteine zur Stärkung und Unterstützung von Immunsystem, Körpermilieu, Darm & Leber. So kann im Zusammenspiel mit einer guten Haltung und Grundfütterung die natürliche Pferdegesundheit gefördert und das allgemeine Krankheitsrisiko gesenkt werden.

    Bei der Haltung und Behandlung eines dämpfigen Pferdes sollte stets das Wohl des Tieres im Vordergrund stehen. Eine Dämpfigkeit kann sehr schnell großes Leid hervorrufen – und so gilt: Gut ist, was gut tut und spürbare Besserung bringt. Selbstverständlich sollten alle tiefergehenden Therapiemaßnahmen mit dem  Tierarzt oder ergänzend dem Tierheilpraktiker abgesprochen und von diesen begleitet werden.

    Weitere interessante Themen
    Ursachen, Symptome und was Sie selbst tun können
    Nierenprobleme bei Katzen
    Besonders ältere Katzen entwickeln häufig eine chronische Niereninsuffizienz. Die Lebensqualität kann durch ein ganzheitliches Therapiemanage- ment meist deutlich verbessert werden.
    Weiterlesen
    Symptome, Ursachen, richtig behandeln & vorbeugen
    Arthrose beim Hund

    Arthrose bei Hunden ist oft, aber nicht immer altersbedingt. Welche Symptome sind typisch? Und worauf können Hundehalter vorbeugend achten?

    Weiterlesen
    Ursachen & Anzeichen kennen, im Ernstfall richtig handeln
    Kolik beim Pferd

    Jede Kolik beim Pferd ist ein Notfall und gehört in die Hände eines Tierarztes. Wie Koliken entstehen & wie der Pferdehalter die Symptome erkennen kann.

    Weiterlesen